Ein Hund ist wie Peter Pan –
ein Kind, das niemals erwachsen wird.
Aron Katcher

Wilson war einzigartig. Wilson war anders. Glücklicherweise wurde er von allen abgöttisch geliebt, egal was für einen Quatsch er machte. Er war die tierische Herausforderung meines Lebens. Wilson ist mein größter Lehrer gewesen. Kein Hund hätte mir mehr beibringen können, als er es getan hat.
Dafür werde ich dir auf Ewig dankbar sein, mein kleiner Wupp.

 

Wilson entstammte einer Showline aus dem Kennel vom Hühnerbusch. Sein Vater war Mallorn’s Aldebaran, ein Finne, der als Deutscher-, Niederländischer- und VDH Champion sehr erfolgreich im Ring unterwegs gewesen ist. Wilsons Mutterlinie geht zurück auf Dickendall Arnold, dem Top-Producer amerikanischer Showchampions in den Jahren 1996, 1997 und 1998. Dickendall Arnold war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Rüden der Showlabrador-Geschichte und findet sich heute in unzähligen Ahnentafeln wieder.

Auch ich war mit Wilson in seinem ersten Lebensjahr einige Male im Showring unterwegs, aber wir durften beide schnell feststellen, dass uns anderes doch mehr liegt. Zudem hatte mich Wilsons Röntgenergebnis HD B2/D1 in meiner Einstellung sehr verändert, woraufhin ich viel Sport und Muskelaufbau mit ihm betrieben habe. Aufbautraining geht generell mit Gewichtsverlust einher und da man mit einem schlanken Showhund sowieso nichts auf Ausstellungen verloren hat, konzentrierten wir uns ab diesem Zeitpunkt auf den Alltag und die Dummyarbeit.

 

Wilson wäre ein wirklich guter Jagdhund gewesen. Er besaß eine ausgezeichnete Nase und machte auf täglichen Spaziergängen nichts lieber als Fährten und Spuren zu verfolgen und mir, oft vorstehend, Wild anzuzeigen. Leider fehlte Wilson die innere Ruhe, die Konzentrationsfähigkeit und dieser absolute “will to please”, um die jagdliche Arbeit meinen Ansprüchen genügend zu erfüllen.

Wilson fuhr sich unheimlich schnell hoch. Als Ersthundeführer war es für mich deshalb nicht immer leicht mit meinem Knallkopf. Umso mehr hat er schließlich, durch unseren gemeinsam gegangenen Weg, mein Herz voll und ganz in Beschlag genommen. Und ich blicke nicht ganz ohne Stolz darauf zurück, dass wir es im Laufe der Jahre tatsächlich geschafft haben, ein Team zu werden.

 

Ausbildungstechnisch haben wir 2007 beim DRC Hannover angefangen, wo ich unheimlich viel lernen durfte und wo man unglaublich viel Geduld mit uns hatte. Über zwei Jahre war ich dort wöchentlich zum Training, um entweder selbst mit Wilson teilzunehmen oder einfach nur, um abseits mit ihm zu sitzen, Konzentrationsübungen zu machen und vor allem, um Ruhe zu lernen. Damit sich Wilsons Erwartungshaltung weiter herunterfährt, bin ich kilometerweit durch Norddeutschland gefahren, um Arbeitsprüfungen mit ihm zu besuchen – aber eben nur als Zuschauer. Mir ging es dabei nie darum einmal erfolgreich mit ihm zu sein, ich wollte diese Möglichkeiten nur für uns auszunutzen und Wilson lehren eine gewisse Frustrationstoleranz zu entwickeln. Denn eben genau das erleichterte uns letztendlich vor allem das Zusammenleben im Alltag. Die Geduld, Konsequenz und stetig, aber langsam ansteigende Ablenkung, machten es uns irgendwann auch möglich in Gruppen zu trainieren.

 

Obwohl Wilson eigentlich IMMER mit seinem verrückten, mich manchmal um den Verstand bringenden Dickkopf daherkam, so wusste ich auch, wie sensibel er in wieder anderen Situationen sein konnte. Nicht für jeden offensichtlich, hatte er zu Anfang unheimlich schnell Stress. Es wirkte dann so, als würden all seine Synapsen gleichzeitig durchbrennen. Und gerade das ließ ihn sich meistens selbst im Weg stehen. 

Mich brachte diese Eigenschaft von Wilson dazu, als sein Rückgrat, das Training möglichst durchdacht zu gestalten, um größtmöglichen Erfolg zu garantieren. Sowohl beim Alltags- als auch beim Dummytraining. Obwohl das Durchdenken bei Wilson eben das größte Problem war. Irgendwas passierte nämlich ständig. Und somit blieb dann meistens auch der Erfolg auf der Strecke. Aber Hauptsache es hat uns beiden Spaß gemacht.

 

Bei der Dummyarbeit war Wilson ein ausgezeichneter Markierer, was nicht nur mich das ein oder andere Mal mit offenem Mund dastehen ließ. Außerdem arbeitete er unheimlich gut und raffiniert mit dem Wind. Und wenn er mal nicht so Lust hatte, fiel ihm sicher irgendetwas anderes ein, um sein Publikum auf dem Hinweg zum oder Rückweg vom Dummy zu unterhalten. Glücklicherweise konnte ich das alles später mit ganz viel Humor nehmen. Anfangs war das ehrlicherweise nicht immer so einfach für mich – manchmal war es mit ihm schon etwas peinlich. Natürlich ist das vor allem meine Schuld, aber ich habe mein Bestes gegeben. Auch wenn ich aus heutiger Sicht natürlich alles ganz anders machen würde.

 

Ich könnte hier hunderte Geschichten über Wilson niederschreiben – Abenteuer, Amüsantes und Peinliches. Z.B. wie er mich im Teich versenkt hat und ich nass bis zum Bauchnabel durch die halbe Stadt nach Hause gehen musste, wie er Kuscheltiere aus einem Kinderwagen klaute, wie ein Eichhörnchen ihn bei einer Prüfung vollkommen aus der Konzentration riss und natürlich vor allem Geschichten im Zusammenhang mit Futter. Ich glaube Marley würde er locker in den Schatten stellen. Momentan fallen mir vor Traurigkeit leider keine weiteren Storys ein, aber sobald ich wieder mehr mit einem Lächeln zurückblicken kann, kommen bestimmt ganz viele Erinnerungen zurück, die ich hier dann gerne teile.

 

Der Alltag mit Wilson hing stets von seinem momentanen Schlitzohrigkeitsgrad ab. Es gab Wochen/Monate da dachte ich: „Wow, endlich. Mit fast … Jahren (man setze eine beliebige Zahl zwischen 1 und 14 ein) scheint er tatsächlich zur Vernunft zu kommen“ und plötzlich, vom einen auf den anderen Tag gewann Mr. Blödsinn wieder die Oberhand. Dabei wusste ich stets, was er alles konnte, ob im Alltag oder bei der Dummyarbeit – ja, wenn er denn nur wollte.

Generell kann ich aber sagen, im Herzen war er der allerbeste Hund, den man sich wünschen kann!!! Ich hätte nie gedacht, dass uns die letzten gemeinsamen Jahre noch mehr zusammenschweißen können. Um so schwerer war es für mich natürlich, mich von ihm zu verabschieden. Viel schwerer als ich es mir hätte vorstellen können. „Weltuntergang“ ist wahrscheinlich die passendste Bezeichnung. Und wenn ich ihn wieder haben könnte – jetzt sofort – mit der Bedingung meine anderen Hunde dafür her geben zu müssen, ich würde keine Sekunde zögern, denn ich vermisse ihn wirklich unendlich!

 

Der Tenor unserer nicht immer leichten, aber wunderschönen und unvergesslichen Zeit zusammen lautet deshalb wie folgt: Es gab mit den Jahren viel, viel, viel, viel, viel mehr Hochs, als Tiefs, aber dass es mit Wilson nie langweilig werden würde, das war mir schon von Beginn an klar.

Wilson, du wirst meine größte Liebe bleiben, mein Clown und Verrückti, der größte und verfressenste Dieb unterm Himmelszelt. Mein Streitschlichter, mein Herzhund, der mich besser kannte, als ich mich selbst.

Sogar an unserem allerletzten gemeinsamen Nachmittag, als ich extra das getrocknete Pansenstück in den Wald geworfen habe, weil ich dachte, es wäre ein viel zu großes Leckerchen für dich, um es gefahrlos zu verschlingen, hast du dich mit letzter Kraft aufgemacht, dich durchs Dickicht gewühlt und es dir wieder aus dem Wald geholt. Ich habe dich dann einfach machen lassen und für diesen Moment mein lachendes Auge aktiviert.
Denn genau darum habe ich dich so sehr geliebt – wegen Momenten wie diesen.

 

Ich denke, jeder der uns wirklich kennt und all das gelesen hat, der grinst in diesem Moment. Wilson war wahrlich ein Unikat. Er war mein ganz eigener Peter Pan.
Wilson, mein kleiner Chaot, du vervollständigst mich. Und ich werde dich ganz sicher nie-, nie-, niemals vergessen!!!

 

DANKE an Wilsons Züchterin Annette, dass sie ihn mir anvertraut hat.
DANKE an meine Trainings-Anette, die mir so unheimlich viel Grundlegendes beibringen konnte.
DANKE an alle, die Wilson so sehr geliebt haben, auch wenn er ein verrückter Wilson war.

(Maria, Januar 2011 – zuletzt aktualisiert: August 2021)

Name: Johann vom Hühnerbusch
Geboren: 10.05.2007
Gestorben: 27.07.2021
Eltern:

Dt.Ch, VDH-Ch Mallorn’s Aldebaran

X

Genoveva vom Hühnerbusch

Gesundheit:

HD: B2/D1, ED: 0/0

prcd-PRA: Hereditary Clear

Augen: Clear

Widerrist / Gewicht: 58 cm / 31 kg
Prüfungen:  Wesenstest, APD A, Workingtest (A)
Pedigree:

5-Generation Pedigree

vertikaler Pedigree HD

vertikaler Pedigree ED

Datenbanken:  LCD, K9Data
Datum
Prüfung
Ort
Resultat
26.01.2008 Wesenstest Nienburg (D) bestanden
08.08.2009 WT -Schnupper- Weeze (D) gut
08.10.2010 WT -Schnupper- Wiesbaden (D) 80/100 Punkte, sg, 10. Platz
12.06.2010 WT -Einsteiger- St. Hubertus (CH) 95/100 Punkte, v, 3. Platz
07.08.2010 APD/R -Anfänger- Hamm (D) 68/80 Punkte, sg, 3. Platz
14.08.2010 WT -Novice- S-chanf (CH) 61/100 Punkte, nb
16.04.2011 WT -Initiation- Combrimont (F) 65/100 Punkte, nb
17.04.2011 WT -Initiation- Combrimont (F) 85/100 Punkte, sg, 3. Platz
20.08.2011 WT -Novice- S-chanf (CH) 48/100 Punkte, nb

 

Wesenstestprotokoll

„Der 8 Monate alte, freundliche, lebensfrohe Rüde zeigt eine gute Bindung zu seinen Führern. Fremden Menschen gegenüber verhält er sich absolut freundlich und aufgeschlossen. Die labradortypischen Arbeitsanlagen sind sehr ausgeprägt vorhanden. Der Bringtrieb war dabei sehr ausgeprägt.
Auf dem Parcour zeigt er sich sehr interessiert an den Gegenständen und beweist dabei eine gute Ausdauer.
Ein absolut freundlicher Rüde mit sehr guten Wesensanlagen, die dem Standard des Labradors sehr nahe kommen.
Der Rüde sollte weiterhin konsequent geführt werden, um seine sehr guten Anlagen noch besser nutzen zu können.
Beim Schluss sicher.“
Labrador Club Deutschland – Richter: Mario Nauke

 

Datum
Ausstellung
Klasse
Resultat
18.11.2007 LCD-Spezialzuchtschau Paderborn Jüngstenklasse vv2
09.02.2008 LCD-Spezialzuchtschau Lemgo Jüngstenklasse vv3
20.04.2008 46. IRZ Lingen Jugendklasse v
03.05.2008 LCD-Spezialzuchtschau Alpen Jugendklasse sg
03.08.2008 LCD-Spezialzuchtschau Springe Jugendklasse sg

 

Richterberichte

Jüngstenklasse, vv2:
“Black, with a nice head and expression, powerful neck and good depth of chest, good turn of shiffle and good bone, a little slack in pastern, would also prefer a better tailset and more typical tail.”
Susie Wiles (GB)

Jüngstenklasse, vv3:
“Black dog, 8 month old, pleasing head and expression, good forchest, well boned, tight feet, well ripped, good quarters and turn of shiffle, nice ottertail, moved well.”
Richard Stafford (GB)

Jugendklasse, v:
“11 Monte alter Rüde, breiter Oberkopf, gute Halslänge, Schulter könnte etwas schräger liegen und Oberarme etwas länger sein, gut angesetzte Rute, gute Fellanlage, bewegt sich mit viel Schwung.”
Dagmar Winter (D)

Jugendklasse, sg:
“11 month old good type, with a strong head and with wide skull, round eye with light eye colour, straight front angulation, very nice topline, would prefer shorter couple, nice back angulation, french standing in the front.”
Zoltan Kiss (HU)

Jugendklasse, sg:
“14 month, masculine head, a little light eye, good ear set, strong neck, good topline, tailset a little high specially when he is moving, good body but needs a little more chest, good bone and feet, little short upper arm, good rear angulation, movement is ok, not in best coat.”
Connie Svane-Petersen (DK)